Bonitierung 2020
Die Ergebnisse der Bonitierung 2020 wurden kürzlich beim Naturschutzverein Magden (BL) durch Sabine Braun vorgestellt. Hier geht es zur Aufzeichnung des Zoom-Vortrags.
In der Bonitierung 2020 machten sich die Folgeerscheinungen und
Auswirkungen des Hitzesommers 2018 und des ebenfalls trockenen und
heissen Sommer 2019 bemerkbar. Das Beobachtungsjahr 2020 startete mit
einer ausgeprägten Trockenheit ab dem Frühjahr. Zudem setzte eine
weitere Hitzeperiode im Juli den ohnehin angeschlagenen Bäumen noch
mehr zu. In der Nordwestschweiz kam es daher stellenweise wieder zu
verfrühter Laubverfärbung und Laubfall.
Dieses Jahr wurde die Kronenverlichtung der Bäume in 95 Buchen-,
75 Fichten- und 50 Eichen-Beständen
erfasst. Die Kronenverlichtung ist ein Mass für die Belaubungsdichte
und stellt eine nützliche Richtgrösse dar, um die Waldgesundheit über
einen längeren Zeitraum einfach und schnell einzuschätzen. Bäume mit
einer Kronenverlichtung von mehr als 25 Prozent gelten als "gestresst"
und Bäume mit 60% Kronenverlichtung als "stark geschädigt", bei
welchen eine Erholung eher unwahrscheinlich ist.
Buchen
Besonders die Buchenstandorte in der Nordwestschweiz und an anderen
niederschlagsarmen und Hitze-exponierten Orten weisen einen
erhöhten Anteil an stark verlichteten und somit geschädigten Bäumen
auf (Abb. 1). Der Anteil an gestressten Buchen mit 25%
Kronenverlichtung blieb insgesamt gegenüber dem Vorjahr stabil (Abb.
2). Die Vergilbung nahm in den letzten 3 Jahren stark zu (Abb. 3).
Auswertungen zeigen, dass dies mit hohen Temperaturen und
Phosphormangel zusammenhängt. Mehr dazu erfahren sie in unserem Thema
Nährstoffe.
Die Mortalität der Buchen hat 2019 den höchsten Wert der Zeitreihe
erreicht (Abb. 4). 2020 fiel sie wieder etwas geringer aus.
Abb. 1. Räumliche Analyse stark
geschädigter Buchen mit einer
Kronenverlichtung
von >60% im Jahr 2020 (N=95).
Abb. 2. Anteil Buchen mit
verlichteter oder geschädigter Krone im interkantonalen
Walddauerbeobachtungsprogramm von 1984 bis 2020 (N=95).
Abb. 3. Durchschnittliche
Vergilbung bei den Buchen von 1995 bis 2020 (N=95).
Abb. 4. Durchschnittliche
Mortalität bei den Buchen von 1984 bis 2020 (N=95).
Fichten
Der Anteil abgestorbener Fichten stieg in den letzten 10 Jahren stetig
an, erkennbar an den schwarzen Balken in der Abbildung 5. Bei den
Fichten erreichte die durchschnittliche Absterberate dieses Jahr 4%
(Abb. 6). Die meisten dieser Ausfälle können einem Befall durch
Borkenkäfer zugeordnet werden. Über die vergangenen vier Jahre ergibt
das eine sehr hohe Anzahl abgestorbener Bäume: 11.8% der beobachteten
Fichten überlebten die Jahre 2017-2020 nicht. Das sind mehr Bäume im
Vergleich zur Zeitperiode 2001-2008, als der Sturm Lothar und die
Trockenheit 2003 bereits höhere Mortalitätsraten verursacht haben.
Erste räumliche Auswertungen zeigen, dass die mittlere
Fichtenmortalität durch die Borkenkäfer in vielen Flächen des
Mittellandes 10% übersteigt (Abb. 7). Im Vergleich zur Zeitperiode
1985-2000 sieht man die Veränderung in der Fichtenmortalität in der
Schweiz sehr deutlich.
Abb. 5. Anteil Fichten mit
verlichteter Krone von 1985 bis 2020 (N=75). Der schwarzer Anteil
der Säulen zeigt zusätzlich die Anzahl abgestorbener oder gefällter
Bäume.
Abb. 6. Durchschnittliche
Mortalität bei den Fichten von 1985 bis 2020 (N=75).
Abb. 7. Räumliche
Fichtenmortalität durch Borkenkäfer in den Zeitperioden a)
1985–2000,
b) 2001-2008 und c) 2017–2020.
Eichen
Die Eichenbestände wurden dieses Jahr zum zwölften Mal bonitiert. Die
Anzahl gestresster Eichen mit einer Kronenverlichtung von >25%
zeigt bisher keine Tendenz, die Anzahl stark geschädigter Eichen
(Kronenverlichtung >60%) nahm in den letzten beiden Jahre aber
wieder zu (Abb. 8). Wenn man die einzelnen Eichenarten separat
betrachtet, sieht man, dass der Anteil von Bäumen mit >25%
Kronenverlichtung nur bei der Flaumeiche zugenommen hat, nicht so bei
Stiel- und Traubeneiche (Abb. 9). Auch die Vergilbung ist bei den
Flaumeichen am stärksten angestiegen (Abb. 10). Dies ist erstaunlich,
da die Flaumeiche eigentlich als trockenheitstolerant gilt. Die
Mortalität bei den Eichen schwankte die letzten Jahre stark, mit einer
zunehmenden Tendenz (Abb. 11).
Abb. 8. Anteil Eichen mit
verlichteter Krone von 2009 bis 2020 (N=50).
Abb. 9. Durchschnittliche
Kronenverlichtung pro Baumart bei den Eichen von 2009 bis 2020
(N=50). Übersteigen die Werte die graue Linie von >25%, dann
gelten die Bäume als
gestresst (IPC Forests 2019).
Abb. 10. Durchschnittliche
Vergilbung pro Baumart bei den Eichen von 2009 bis 2020 (N=50).
Abb. 11. Durchschnittliche
Mortalität bei den Eichen von 2009 bis 2020 (N=50).