Bodenversauerung
Die Bodenversauerung ist an sich ein natürlicher Prozess. Die
Stickstoffverbindungen aus Landwirtschaft, Verkehr und Industrie
beschleunigen sie jedoch erheblich. Das aus der Landwirtschaft
stammende, an sich chemisch neutrale Ammonium wird im Boden von
Bakterien unter Freisetzung von Säure zu Nitrat umgewandelt
(Nitrifikation). Überschüssiger Stickstoff wird als Nitrat
ausgewaschen. Dieses ist negativ geladen und muss aus Gründen der
Elektroneutralität bei der Auswaschung ein positiv geladenes Ion
mitnehmen. In weniger stark versauerten Böden sind dies die
sogenannten basischen Kationen Kalzium, Kalium, Magnesium und Natrium,
in stark versauerten Böden Aluminium, Mangan und Protonen. Damit
verarmen die Böden an Kalzium, Kalium und Magnesium. Der Anteil der
basischen Kationen an der Gesamtheit der positiv geladenen Teilchen im
Boden wird als Basensättigung bezeichnet. Eine Basensättigung
unterhalb von 40% gilt als tief, unterhalb von 15% als kritisch und
unterhalb von 5% als sehr kritisch. Für eine nachhaltige
Bewirtschaftung und Stabilität des Waldes wird für Laubarten eine
Basensättigung von mehr als 50% und für Nadelwald von mehr als 40% als
ausreichend angesehen.
8% unserer Walddauerbeobachtungsflächen haben einen Boden mit
kritischer Basensättigung, in weiteren 26% ist die Basensättigung
tief. Bei einer tiefen Basensättigung wurde in den Waldflächen ein
erhöhtes Windwurfrisiko beobachtet (siehe Rubrik Witterungsextreme).
Ebenfalls wurde eine geringere Durchwurzelungstiefe und eine geringe
Anzahl Nadeljahrgänge bei Fichten auf Böden mit einer Basensättigung
von weniger als 20% festgestellt.
Links: Sammeln von Bodenwasser
für die chemische Analyse.
Rechts: Walddauerbeobachtungsflächen mit
Bodenwassersammlern, gruppiert nach Basensättigung des
Oberbodens (Mittelwert 0-40cm).
Die Entwicklung der Bodenversauerung verfolgen wir mit Bodenwassersammlern (Sauglysimetern). Das Verhältnis zwischen den basischen Kationen Kalzium, Magnesium und Kalium einerseits zu Aluminium andererseits (BC/Al-Verhältnis) ist ein wichtiger Indikator für die Versauerung, da mit zunehmender Bodenversauerung die Verfügbarkeit von für Pflanzen giftigen Aluminiumionen (Al) in der Bodenlösung zunimmt. Die UNECE hat für das BC/Al-Verhältnis einen Grenzwert von 1 festgelegt, der nicht unterschritten werden darf. Allerdings entspricht dies einer bereits sehr tiefen Basensättigung. Dass der Eintrag von neutralem Ammoniumnitrat zur Bodenversauerung bzw. zu einem abnehmenden BC/Al-Verhältnis führt, zeigen Messungen im Stickstoffdüngeversuch auf dem Zugerberg: das BC/Al-Verhältnis nimmt umso schneller ab, je höher der Stickstoffeintrag ist.
Links: Der Zusammenhang zwischen
BC/Al-Verhältnis und Basensättigung.
Rechts: Im Stickstoffexperiment auf dem Zugerberg
nimmt das BC/Al-Verhältnis umso rascher ab, je mehr Stickstoff
appliziert wurde. Die atmosphärische Deposition an
diesem Standort beträgt 20kg Stickstoff pro Hektar und Jahr.